Das Leben ist gelb.

Heute beginnt die Tour de France 2019.

Meine erste Berührung mit der Tour de France war Didi Thurau. 15 Tage trug er das gelbe Trikot auf der Tour 1977. Ich war mit meinen Eltern in Österreich im Urlaub. Jeden Tag war das die News, Didi hat das Trikot verteidigen können. Ich wollte auch sofort ein Rennrad haben. Leider konnten meine Eltern mir diesen Wunsch nicht erfüllen. Erst viele Jahre später kaufte ich mir ein Peugeot-Renner. Da Radrennen auf Grund der finanziellen Möglichkeiten nichts wurde, ging ich zum Handball und dort ins Tor. Punkt. Nix Eddy Merckx und Konsorten. Jetzt im Nachhinein sehr bedauerlich, ich wäre gerne ein Radrennstar geworden. So spielte ich Handball und danach Basketball – und wurde natürlich kein NBA-Star.

Aber die Zuneigung zum Radsport blieb.

Die Krone trägt die Tour de France. Das Spektakel des Jahres. Und sie ist und bleibt das ultimative Radrennen. Doping und Armstrong haben es nicht geschafft, sie zu eliminieren. Vielleicht liegt es an der Größe, an der Archaik dieses Rennens. Kein Kriterium oder einfaches Etappenrennen, nein, über 3.000 Kilometer durch Frankreich, Alpen, Pyrenäen. Es bleibt unvorstellbar, wie ein Mensch diese Strapazen mit durchschnittlich 40 km/h und mehr überhaupt aushalten und schaffen kann. Und deshalb ist die Tour auch immer mit Hilfsmitteln verbunden, die diese Frage versuchen bestmöglich zu beantworten. Nie legal, aber nachvollziehbar, wenn der Mensch zu schwach ist, aber die Gier nach Sieg und Anerkennung die Vernunft übersteigt.

Der Skandal der Neuzeit ist sicherlich Lance Armstrong, der die Tour 7 Mal illegal gewonnen hat, um dann alle Siege wieder abgeben zu müssen. Legendär sein vehementer Kampf gegen die Verdächtigungen und am Ende das Interview mit Oprah Winfrey. Das komplette Geständnis.

Aber das hat die Tour genauso ausgehalten, wie Festina, Ullrich und alle anderen Skandale und Rückschläge in der Sportlichkeit. Die nächsten drei Wochen prägen die Tage der Radsportfanatiker. Keine Ausfahrt mit Gedanken an die Tour. Auch ich werde sie genießen und entsprechend meine Runden fahren.

Für alle, die mit dem Radsport beginnen und den Virus Tour de France abbekommen sei eines gesagt – man trägt jetzt nicht gelb, man trägt überhaupt kein gelbes Trikot – diese Farbe ist den Giganten der Straße vorbehalten. Also nichts kaufen oder schenken lassen, was gelb ist und das Tour de France Logo besitzt – wir tragen das nicht beim Rennradfahren. Vielleicht sammeln wir diese Devotionalien, aber niemals würden wir damit Rennrad fahren. Auch kein grünes Trikot oder weißes mit roten Punkten (Sprint und Bergwertung).

Also Rennrad rausholen und Tour de France im Kopf haben. Keep on moving, bitches.

Veröffentlicht von bobcurtiz

Schreiben. Sehen. Zeit durchstolpern. Und rasten. Alles, nur keine Lakritze essen müssen. Auch kein Zungendreher. Und Rechtshänder. Der ganz normale Wahnsinn.

Kommentar hinterlassen